KLAMM DAHEIM

Marc Macke, 2015

AUDIOGUIDE – Dieser Text als Podcast

In seiner Arbeit KLAMMDAHEIM überschreitet Marc Macke die Grenzen von Architektur, Wahrnehmung und Ästhetik.

Dabei gibt sich der Interior Artist nicht mit Ausloten eindimensionaler Parameter zufrieden, sondern durchschreitet vielmehr die Pforten kalkulierbarer Phänomene zugunsten eines multisensorischen Monumentalerlebnisses.

Die Arbeit bildet einen Abschnitt des Unesco Weltnaturerbes „Partnachklamm“ im Maßstab 1:1 ab und integriert dieses in den Neubau für ein Kunstsammlerhaus an der Münchner Oberföhringerstraße.

Entree
Living Room

Die Ausfallstraße im noblen Vorort Bogenhausen erweist sich einmal mehr als fruchtbarer Boden für Allianzen aus Kunst und Architektur, seit Herzog und DeMeuron Anfang der Neunziger nur ein paar Hausnummern weiter das Gebäude für die Sammlung Goetz realisierten.

Nun also Marc Macke mit KLAMM DAHEIM.

Dass es hier nicht um eine vordergründige Reproduktion mikroklimatischer Bedingungen geht, erschließt sich aus dem Kontext.

Die entscheidende Facette könnte in der Auseinandersetzung mit erlernten Raum-Zeit-Erfahrungen zu suchen sein, wenn allein das Spiel der abgebildeten Naturkräfte die Regie im Kanon von Akustik, Raumtemperatur und Niederschlagsmenge behielte.

Durch den virtuosen Einsatz vernetzter Gebäudeautomatisierung eröffnet Marc Macke vielmehr neue Räume für eine zukunftsorientierte Interpretation des alttestamentarischen  Hegemonialanspruchs des Menschen über die Natur (vgl. Genesis 1,28), apelliert aber gleichzeitig an Maß und Vernunft als Gegenpol zur Hybris der vermeintlich schöpfergleichen Macht über die Naturgewalten.

Nicht zuletzt manifestiert sich dies durch die Einbeziehung des benachbarten Environments, unterstützt durch die natürliche Hanglage des Gebäudekomplexes, während der unregelmässigen Entladungen des Stauwassers über die Westfassade. 

Einem Ejakulat gleich schießt das Wasser in die arkadische Landschaft des im 19. Jahrhundert von Friedrich Ludwig von Sckell angelegten Herzogparks und spannt somit gleichsam den Bogen vom Drang nach Unendlichkeit der Romantik bis zur performativ-unkalkulierbaren Körperlichkeit Paul McCarthies. 

Scheinbar bewusst überreizt Marc Macke hier auch die Lust am Zitat, etwa von Frank Lloyd Wright und Olafur Eliasson.

Macke arbeitete bei der Konzeption eng mit dem für die Gebäudehülle verantwortlich zeichnenden Rotterdammer Architektur-Thinktank JAAA!!! JUNKANDERSVAN-HARPELS zusammen, die zuletzt mit einer visionären Überbauung für das Berliner Stadtschloss für anhaltende Unruhe im hauptstädtischen Architekturdiskurs sorgten.