HGENZS 2010

Hier gibt es nichts zu sehen
Vernissage // Ausstellung // Finissage am 1. Dezember 2010

So sehr sich die Künstler Ivan Lack und Ed Pulitz in ihren Biografien und ihrer Arbeitsweise  unterscheiden, so augenfällig sind die Gemeinsamkeiten in der kleinen Schnittmenge ihrer Œvres, der sich diese temporäre Ausstellung widmet. 

HIER GIBT ES NICHTS ZU SEHEN besteht aus 14 fotografischen Arbeiten, die jede für sich genommen auf differenzierte Art und Weise in innere und äußere Raumgefüge intervenieren. Dabei geht es weder Lack noch Pulitz darum, flüchtige Situationen in einem konservatorischen Sinne „festzuhalten“. 

Vielmehr wollen sie gemäß einer prozesshaften Form der Bestandsaufnahme Zustände dokumentieren, die sich im Laufe der Zeit eher manifestieren als verändern oder gar verflüchtigen.

Eine daraus resultierende Statik, die den digitalen Fotografien innewohnt, wird durch die bewusst im Imperfekt gehaltene handwerkliche Ausführung noch verstärkt. Die teils grobe Pixelung, das vage Bildrauschen, die fehlende Tiefenschärfe, die willentlich unbearbeiteten Flächen, Kontraste und Konturen stellen ein programmatisches Desinteresse an den festgehaltenen Nicht-Situationen zur Schau, die bis weit in die Postproduktion reichen.

Trotz der aufgezeigten Parallelen werden auch fundamentale Unterschiede in Lacks und Pulitz’ Herangehensweise sichtbar. 

Während Pulitz das Hochformat als gleichsam gotisch-kathedralenhaftes Ausdrucksmittel von düster-unvergänglicher Spiritualität bevorzugt, präferiert Lack das episch-breite Querformat als cinemaskopisches Sinnbild für das 20. und 21. Jahrhundert. 

Bei Lack ist zudem eine gewisse Beiläufigkeit in Bildaufbau und –komposition zu konstatieren, die sich aus einem tiefen Misstrauen gegen das Medium an sich zu speisen scheint. „Meine Kamera liefert Millionen und Abermillionen Pixel, aber letztlich sind sie nur ein Kondenstropfen im Ozean digitaler Bilddaten“ hat er in einem seiner seltenen Interviews einmal gesagt. 

Pulitz dagegen legt großen Wert auf durchkomponierte Motive. Ähnlichkeiten zu Stillleben Flämischer Meister des 15. Jahrhunderts oder auch zum Spätwerk Piero della Francescas sind nicht immer evident, aber durchaus beabsichtigt. Pulitz geht es „ … konkret um eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Selbstverortung im Raum, gesehen aus der Perspektive eines aus der Zeit gefallenen Über-Ichs.“ Genau in dieses Vakuum stößt er mit seinen großformatigen Arbeiten vor.