Ivan Lack/Ed Pulitz, 2017
Ohne Titel (Chicken-And-Egg)
Mixed Media, Aluminiumdraht, Papier, Karton, Pressspan
Ivan Lack und Ed Pulitz intervenieren mit dieser aus ihrem frühen Spätwerk stammenden Arbeit bewusst beiläufig in Raum und Kontext.
Ein Postkartenständer auf einem weißen Podest – ein Ensemble, wie es in jedem Museumsshop der Welt zu finden ist. Er offeriert jedoch ausschließlich Karten mit ein und demselben Motiv: einer Aufnahme von ebendiesem Kartenständer, befüllt mit Karten, die ebendieses Motiv zeigen.
Eine nahezu unendliche Verschachtelung im Magritteschen Sinne, die dabei aber einen entscheidenden Schritt weitergeht: in der obersten Ebene verlässt sie die zweidimensionale Abbildung. Sie wechselt in den dreidimensionalen Raum und erobert dadurch die Sphäre einer nicht-anzweifelbaren, definitiven Wirklichkeit.
Darstellung und Dargestelltes geraten somit in ein narratives Dilemma, Realität und Repräsentation unterminieren sich wechselseitig.
Auf der Wahrnehmungsebene des Betrachters spielen sich mithin unlösbare Konflikte ab. Einerseits laden die bunten, mit feiner Ironie gefällig gestalteten Karten samt rückseitigem Werbeaufdruck zum Mitnehmen ein: der Kartenständer übernimmt die Funktion eines „Dispensers“.
Auf der anderen Seite signalisieren der galerietypische Kontext und die auffälligen Klebebänder auf Wand und Boden, dass es sich hier um ein Objekt mit einem vielstimmigen Bedeutungskanon handelt. Das Entnehmen einer Karte könnte in das minutiös austarierte Equilibrium des Werkes eingreifen und schlimmstenfalls dessen unwiederbringliche Zerstörung nach sich ziehen.
So drängt die Installation den Betrachter in einen oszillierenden Schwebezustand zwischen aktiver Handlungsaufforderung und passivem Rezeptionsdruck, dessen Auflösung nur mit Hilfe eines intensiven inneren Diskurses möglich erscheint.