ED PULITZ

Ed Pulitz kokettiert gern mit seinem Geburtsdatum und „verjüngt“ sich gelegentlich auf den Jahrgang 1968, weshalb in Biografien oft unterschiedlichste Angaben zu finden sind. Sein Geburtsort ist Winnipeg/Kanada. Als 17-jähriger schloss er sich, seines streng puritanischen Elternhauses überdrüssig, einem Wanderzirkus an und landete auf verschlungenen Wegen in einer Künstlerkolonie in Saskatchewan.

Hier traf er auf der Saskatchewan Academy of Arts seinen Lehrer und Mentor, den Maler und Autor Klaas van der Fleukeren, einen Vertreter des radikalen Nihilismus, der Pulitz’ Arbeiten in den Anfangsjahren entscheidend prägte.

Am deutlichsten wurde sein Einfluss in der Installation Fleur de Miel aus dem Jahr 1986, einem raumgreifenden Konglomerat aus Strick- und Stickarbeiten, die, mit endlosen Bahnen Koaxialkabel zusammengebunden und quasi gefesselt, ein manisch-expressiv implodierendes Gewöll mit sublimer, wuchtiger Fliehkraft erzeugten, die bis ins 21. Jahrhundert nachhallt.

Die logische Konsequenz von „Fleur de Miel“ war das konzeptuelle Monumentalwerk Fleur de Ciel (1987), das bei Publikum und Feuilleton gleichermaßen durchfiel und Pulitz in seine erste, schwere Schaffenskrise stürzte. 

Er zog nach Süden ins argentinische Mendoza und übte dort verschiedene Lehrtätigkeiten aus, unter anderem ab 1991 an der Kunsthochschule. Ein Jahr später gab er mit seinem Kollegen Eleftherios Sanchez-Jimenez die viersprachige Kunstzeitschrift Cadena 1234 heraus. Nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland und der Schweiz (1994–1996) unterrichtete er von 1997 bis 1999 an der Academia de Artes in Asunción, Abteilung Stahl und Metalle. 

Die Jahrtausendwende läutete Ed Pulitz’ bis heute andauernde „Graugrüne“ Schaffensperiode ein, aus der eine Reihe von bedeutenden Foto-, Litho- und Lignographien hervorging. Leider fiel ein Teil dieser Werke im Jahr 2008 einem Schwelbrand in seinem Atelier in Locarno zum Opfer.

Die erhaltenen Arbeiten legen bei exakt sezierender Betrachtung schichtweise den Roten Faden in Ed Pulitz’ Gesamtwerk frei: Ein von existenzialistischen Einsprengseln infiltriertes, stark antagonistisch geprägtes Œvre, das in seinem Kontext in vielerlei Hinsicht das Substrat eines in multiplen Transzendenzen mäandernden Selbsterhaltungsreflexes widerspiegelt.