FUSSÖL

Bei dieser raumgreifenden Installation von Aurel Waxweiler geht es um die Aufnahme kodierter, in fraktioniertem Kokosöl gelöster Informationen über die Fusssohlen. 

Aurel Waxweiler, 1996 im Eifelkreis Bitburg-Prüm geboren, studierte die Jahrtausende alte Tradition der Fußöldestillation nordamerikanischer Schamanen während eines Artist-in-Residence-Aufenthaltes an der Rocky Mountain Academy in Boulder/Colorado.

Nach einer intensiven Phase der Annäherung, in der „… die Öle mich quasi fanden“, wusste er, dass dies sein Medium werden sollte. In der Meisterklasse von DON STRICH entwickelte er fortan die ephemere Position, die wir heute erleben. Dabei werden Naturaromen mit situativ konservierten Umweltgerüchen kombiniert und im Öl abgebildet.

So zum Beispiel der bassig-libidinöse Leder-Patschuli-Blend „Berghain 8023“ oder die klassisch-staatstragende Lavendel-Gin-Note „Queen Mum 4005“. Jede Duftnote wird zusätzlich farb- und zahlenkodiert.

Aurel Waxweiler | Fussöl

Die so entstehende und in fortwährender Weiterentwicklung befindliche Aromadatenbank kann dabei als Synonym der Gesellschaft gesehen werden – die Flüchtigkeit des Mediums aber gleichzeitig auch als Mementum Mori im klassischen Sinne interpretiert werden.

Sein Ausstellungsdebüt gab Waxweiler im Sommer 2020 bei Zac Zahn und Frank Freilauf. Die beiden schrieben in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts mit ihrer Fahrradmanufaktur in Boulder, Colorado, massgeblich an der  Erfolgsgeschichte des Mountainbike mit und betreiben heute an selber Stelle die Galerie ZAHN FREILAUF CONTEMPORARY.

Aurel Waxweiler | Fussöl @ Zahn Freilauf Contemporary

In den ansonsten leeren Ausstellungsraum wurden die Besucher in Kleingruppen barfuß eingelassen. Zuvor konnte jeder in einem Workshop sein individualisiertes Fußöl zusammen stellen. Trotz des coronabedingten Stoßlüftens zwischen den Einzelgruppen blieben die Basisinformationen auf dem Boden und im Raum erhalten, so dass immer neue olfaktorische Facetten die Besucher, die sich nie begegnet sind, in einen mittelbaren Dialog treten ließen.

Dabei soll das sensorische Erlebnis so intensiv gewesen sein, dass fortgeschrittene Fussölanwender sogar von „Schmeckerlebnissen“ berichten. In Europa macht im Herbst 2020 GALERIE EDWAN diese außergewöhnliche Position zum ersten mal erlebbar.

Über die Galerie werden Öle als Starterkit (12 Facetten) oder als Leaderkit (72 Facetten) vertrieben. Besucher werden dann mit ihren individuell zusammengestellten Blends zu festgelegten Zeitfenstern barfuß in die Räume der Galerie eingelassen.

Der binnen eines Monats entstehende Geruchsteppich soll dabei dokumentiert, farblich kodiert und final von einer traditionellen Handweberei in Rheda- Wiedenbrück als Gobelin gleichsam rückabgewickelt werden.