STIJLBRØND 2025

Various Artists
Stijlbrønd 2025 – Wann ist WIEDER?
Schaufensterbespielung Galerie Edwan, Kaufingerstraße 26, München im Mai/Juni 2025
Mixed Media, Zeder, Kleber, Leder, Feder

Über das Projekt
zum Text in leichter Sprache

Im Herzen des Münchner Stadtzentrums, wo Konsum im Allgemeinen wenig Raum für Kontemplation bietet, eröffnet sich ein Fenster, das anstelle von Ware Momente der Wahrnehmung zeigt.

Zwei Monate lang fungiert eine vitrinierte Leerstelle zwischen innen und außen als Projektionsraum: Die Installation Stijlbrønd 2025 – Wann ist WIEDER? übersetzt eine ursprünglich – zu Beginn des künstlerischen Prozesses – KI-generierte Bildästhetik in eine physisch manifestierte Szenerie, die als Stillleben ebenso funktioniert wie als symbolische Schwelle. 

Die gläserne Scheibe trennt – und verbindet. Der Blick fällt auf eine neogotisch anmutende, bewusst im Imperfekt gehaltene hölzerne Kaminkonsole, flankiert von weißen Hasen – Markierungen der Grenze zwischen Naturzitat und kultureller Pose, zwischen der Intimität des Privaten und der abstrahierenden Ordnung musealer Möglichkeitsräume. 

Die Inszenierung evoziert Tiefe – räumlich wie ikonografisch. Tapetenmuster, die an großbürgerliche Interieurs erinnern, verweisen auf eine Ästhetik von Beständigkeit. Zugleich zieht ein in die Kaminkonsole eingelassener Spiegel den Blick des Betrachters zurück auf sich selbst. 

Wie in Velázquez’ Las Meninas, wo der Spiegel die Präsenz des Betrachtenden in das Bild einschreibt, wird auch hier der Raum zur Bühne des Blicks: Der Schriftzug Wann ist WIEDER? meldet sich zaghaft und doch präsent als Zwischenruf aus unbestimmter Richtung. 

WIEDER ist hier kein sentimentaler Rückgriff, sondern ein kritisches Hinterfragen von Temporalität: Vergangenheit und Zukunft werden als gegeneinander verspiegelte Möglichkeitsräume verhandelt, als Einladung zur Selbstverortung. Was wollen wir zurückholen? Was lieber hinter uns lassen? Und wo wollen wir hin? Wo sehe ich mich in diesem Arrangement – und in welcher Zeit? 

Neben der Konsole erweitert eine Serie fotografischer Arbeiten die räumliche und zeitliche Tiefenschichtung des Ensembles: Links auf der tartangemusterten Fläche hängen drei quadratische Motive. Sie zeigen KI-generierte Ansichten eines Außenpostens von Galerie EDWAN auf dem Mars – spekulative Dokumente aus einer mehr oder weniger fernen Zukunft.

Auf der rechten Seite gruppieren sich vier weitere Arbeiten: Pseudo-Renderings der Kaminkonsole, wie sie im Zentrum der Installation erscheint. Das Arrangement spielt bewusst mit medialer Reproduktion und imaginärer Projektion – und erweitert so den Zeithorizont auf unbestimmte Weise nach vorne.

Auch die Konsole selbst ist ein Objekt der Ambivalenz: Obgleich statisch, oszilliert sie in einem räumlichen und ästhetischen Echo zwischen der Neogotik des nahegelegenen Münchner Rathauses und der vertikalen Gravität des gotischen Liebfrauendoms. Die Lage in der Kaufingerstraße – Münchens ökonomischem Epizentrum – schafft ein Spannungsfeld zwischen sakraler Symbolik, historischer Kulisse und kommerziellem Konsumismus. 

Das Arrangement ist käuflich. Damit verhandelt das Werk auch die Durchlässigkeit zwischen ästhetischem Raum und ökonomischem System. Stijlbrønd 2025 lotet dabei nicht nur visuelle Räume aus, sondern auch jene unsichtbaren Linien, an denen Fiktion, Technik und Realität aufeinandertreffen.

Wo Duchamp die Aura des Kunstwerks durch Kontextverschiebung herausforderte, verhandelt EDWAN dessen Rückführung in ein ökonomisch wie ästhetisch aktiviertes Objekt. Das Digitale wird rückübersetzt – nicht zur Bestätigung des Originals, sondern zur Überprüfung seiner Tragfähigkeit in der Wirklichkeit. Erst durch die physische Manifestation entsteht jene unanzweifelbare Realität, die in Zeiten algorithmischer Bildproduktion mehr denn je zur Verhandlung steht. Inmitten der Betriebsamkeit der Stadt entsteht so ein Raum zum Innehalten, zu einem visuellen Infragestellen.

Dieses Fenster zeigt kein imaginäres „Zuhause“. Es stellt die Vorstellung davon in Frage – als flackerndes Echo, als fiktive Erinnerung, als diffuse Projektionsfläche unserer Wünsche.


Text in leichter Sprache:

Ein Schaufenster mitten in München lädt zum Nachdenken ein.
Normalerweise sieht man in der Innenstadt von München viele Dinge, die man kaufen kann. An einem besonderen Ort ist das anders: Dort gibt es ein Schaufenster, das keine Produkte zeigt, sondern Bilder und Gedanken.

Die Kunst-Installation heißt „Stijlbrønd 2025 – Wann ist WIEDER?“
Sie ist zwei Monate lang zu sehen. Sie zeigt eine Szene, die zuerst mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) am Computer entworfen wurde. Danach wurde die Szene als echtes Bild im Raum aufgebaut – wie ein großes Stillleben.

Im Mittelpunkt steht ein Kamin aus Holz.
Er sieht alt aus und erinnert an frühere Zeiten. Die Tapete im Hintergrund erinnert an alte, schöne Wohnungen. Das soll zeigen: Manche Dinge wirken vertraut und beständig.

Links stehen auf einem rosa Teppich zwei weiße Hasen. Einer hat einen Astronautenhelm auf. Das bedeutet: Die gesamte Szene bewegt sich irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Eine Glasscheibe trennt den Raum vom Gehweg – und verbindet ihn zugleich.
Wer durch das Glas schaut, sieht nicht nur das Kunstwerk. Man sieht auch sich selbst, denn im Kamin ist ein Spiegel eingebaut. So fragt das Kunstwerk: Was sehe ich? Wo bin ich in diesem Bild? Doch es fragt auch: Wollen wir wirklich zurück in die Vergangenheit? Und in welche? Oder wollen wir nach vorne schauen?

Neben dem Kamin sieht man Fotos.
Auf der linken Seite hängen drei Bilder, die eine Galerie auf dem Mars zeigen. Sie wurden von einer KI entworfen. Auf der rechten Seite hängen vier Bilder, die den Kamin zeigen – aber in etwas anderen Versionen.

Die ganze Szene spielt mit Zeit: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fließen zusammen.
Auch der Ort ist besonders: Das Kunstwerk steht in der Kaufingerstraße – zwischen dem alten Rathaus, der großen Kirche „Frauenkirche“ und vielen Läden. Es verbindet alte Baukunst und Konsum.

Man kann das Kunstwerk kaufen.
Das heißt: Es geht auch um die Frage, wo Kunst aufhört – und wo Kommerz anfängt.

Das Kunstwerk lädt dazu ein, einen Moment stillzustehen.
Es fragt: Was ist echt? Was ist nur Idee? Was passiert, wenn eine digitale Idee zu einem echten Objekt wird?