DOBERMAG

doberMAG, die Magazin-Ikone der 80er-Jahre erlebt im Jahr 2013 mit der Nummer #01 nach fast 25-jähriger Abwesenheit eine furiose Wiedererweckung – wie immer großformatig, gefällig, bunt. Und längst vergriffen. Galerie Edwan hat sich 10 handsignierte Exemplare gesichert.

Ron Igelman, Gründer und Herausgeber, erinnert sich an die Anfänge:

„Anfang der Achtziger suchte an der Westcoast jeder nach dem nächsten großen Ding. Punk verstanden wir nicht, und Rap war noch nicht angekommen. Ein paar Leute versuchten, den Rolling Stone neu zu beleben – ich war dabei. Eines Tages brachte jemand einen Computer in die Redaktion: einen Sinclair ZX 81. Ein Kilobyte Leistung, ein Fernseher als Monitor, eine Keilform, die ihm den Spitznamen ‚Doorstop‘ einbrachte. Wir hatten jede Menge Spaß damit.“

Doch Speichermedien waren noch nicht verfügbar. So entstand die Idee, selbstgeschriebene Programme in Printform für alle zugänglich zu machen – die Geburtsstunde von doberMAG. Der Titel? Eine kleine Hommage:

„Ein paar Jungs um Steve Wozniak hatten eine Computerklitsche namens ‚Doberman Bytes Inc.‘ Als sie alle zu Apple wechselten, machte ich kurzerhand doberMAG daraus.“

Die nüchternen Quelltexte brauchten eine visuelle Klammer. Auf einer Poolparty im Haus von Sidney Rome entstand 1980 der erste große Coup:

„Ich fotografierte L.A. Lakers-Center Kareem Abdul-Jabbar mit einer Polaroid von Kopf bis Fuß in 200 Einzelaufnahmen. Der Starschnitt in Lebensgröße – 2,18 Meter hoch – wurde das Herzstück der ersten Ausgabe. Im wahrsten Sinne des Wortes BIG.“

Der endgültige Durchbruch kam mit einer schicksalhaften Begegnung:

„Annie Leibovitz schleppte diesen dänischen Avantgarde-Typen Lars von Glück an. Er verstand kaum Englisch, sprach ein groteskes Dänglisch, also kommunizierten wir ausschließlich über Bilder. Das prägte die Ästhetik von doberMAG.“

Lars war es auch, der die Distribution revolutionierte: Die Auflage sank auf 100 Exemplare pro Ausgabe, der Preis stieg auf 199 Dollar – eine radikale Strategie, die sich als genial erwies.

„Von der dreiundachtziger Ausgabe konnte nicht mal Andy Warhol ein Exemplar ergattern. Ich habe ihm dann mein persönliches geschenkt – handsigniert!“

Lars von Glück übernahm die Covergestaltung und arbeitete in expressiver Manier:

„Für ein Cover brauchte er selten länger als eine Stunde. Die Themen im Inneren interpretierten wir dann frei oder gaben sie an Gastautoren weiter. Im Grunde war doberMAG eines der ersten Open-Source-Medien.“

Durch den erweiterten Autorenkreis – und nicht zuletzt durch Lars – wurde das Magazin zunehmend politischer. Die Idee der handsignierten Exemplare setzte eine Lawine in Gang:

„Imelda Marcos bedankte sich für ihr Exemplar schriftlich – mit Autogrammkarte. Sie hatte wohl keine Ahnung, was für eine Breitseite sie gerade kassiert hatte. Ronald Reagan dagegen schickte den Umschlag ungeöffnet zurück, mit Eingangsstempel der Poststelle vom White House. Wir haben ihn einfach an Arnold Schwarzenegger weitergeleitet – der konnte sein Glück kaum fassen.“

1989 endete die erste Ära von doberMAG. Lars von Glück kehrte nach Europa zurück, um an seiner Filmreihe Icons and Statements zu arbeiten.

„Dass wir jetzt die #01 neu aufgelegt haben, lag vor allem an Lars‘ Sohn Hans. Er schickte mir einige unveröffentlichte Entwürfe seines Vaters – und plötzlich war der alte Spirit wieder da. Wir konnten sogar junge, upcoming Artists wie Maria Trinidad Katz und Alan Umlaut als Autoren gewinnen.“

Und die Zukunft?

„So wie es aussieht, wird 2025 die #02 erscheinen. Bloß beim Preis werden wir wohl was machen müssen. Ich denke, wir hängen einfach eine Null dran!“