ARCHITEKTUREN DER LEERE

In dieser Werkserie entfaltet Ivan Lack einen subtilen, zugleich radikal konsequenten Diskurs über das Verhältnis von Form, Funktion und Raum. Seine fotografischen Arbeiten verbinden eine frappierende Sachlichkeit mit einer tiefen, symbolischen Aufladung. Sie führen den Betrachtenden an die Grenzen der Wahrnehmung architektonischer und technischer Strukturen und eröffnen eine Reflexion, die über das Sichtbare hinausreicht – hin zum metaphysischen Potenzial des Raumes selbst.

In der Arbeit „Konstruktion der Transzendenz“ (oben links) begegnen wir einer kuppelförmigen Struktur, die – isoliert in einer kargen Winterlandschaft – wie das Relikt einer zukünftigen Zivilisation wirkt. Ihre gerasterte Geometrie steht im Kontrast zur allgegenwärtigen Kälte und Leere. Die Architektur wird hier zur Metapher des Übergangs: Ein Schwebezustand zwischen Utopie und Verfall, ein Sinnbild der Zerbrechlichkeit menschlichen Fortschritts und seines stummen Dialogs mit dem Nichts.

Mit „Die Ästhetik des Zweckes“ entreißt Lack ein landwirtschaftliches Rohr seinem ursprünglichen Funktionszusammenhang und erhebt es zur skulpturalen Präsenz. Die scheinbare Banalität des Objekts wird dekonstruiert, seine Zweckmäßigkeit entkoppelt. So wird aus Technik eine Form, aus Konstruktion ein Statement. In dieser Isolation entfaltet sich eine neue Wahrnehmung des Technischen – eine Schönheit des Utilitären, die erst durch ihre Entfremdung sichtbar wird.

„Lichtkanal des Seins“ führt uns in einen Raum von extremer Minimalität, in dem das Licht selbst zur Hauptfigur wird. Es durchdringt den Raum, verändert ihn, verwandelt ihn in einen Ort kontemplativer Einkehr. Hier wird die Leere zur Bühne des Unsichtbaren, der Raum selbst zu einer Reflexion über das, was ihn im Wesentlichen ausmacht. Reduktion wird zur Essenz.

Lack geht mit dieser Werkserie weit über die Frage der Funktionalität hinaus. Er untersucht den Raum als philosophische Kategorie, als Konstruktion, die in einem ständigen Wechselspiel mit Wahrnehmung, Licht und Zweck steht. Seine Fotografien fordern den Betrachtenden heraus, die Grenzen zwischen Objekt, Raum und Idee neu zu verorten – und dabei die Poesie des Zweckmäßigen zu erkennen, die sich erst in der bewussten Irritation offenbart.